LAV Magazin 2020

hinweg: „Vielen Menschen vor Ort geht es sehr schlecht – gerade im Tourismus ist die Lage natürlich katastrophal“, bemerkt er. Wie katastrophal genau lassen die aktuellsten Zahlen der Welt- organisation für Tourismus (UNWTO) erahnen: Sie beziffern den Einbruch der weltweiten touristischen Ankünf- te mit 35 Prozent für Südamerika, 39 Prozent für die Karibik und 35 Prozent für Zentralamerika im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insbesondere für Mittelamerika und die Karibik spielt der Tourismussektor eine Schlüsselrolle im wirtschaftlichen Wachstum. Die Auswirkungen der Co- vid-19-Pandemie bedeuten allerdings auch für andere Branchen weltweit und in der Region tiefe Einschnitte, etwa durch Einbrüche im Export in- dustrieller Zwischenprodukte und fal- lende Rohstoffpreise. Laut Prognosen der Wirtschaftskommission für Latein- amerika und die Karibik (ECLAC) wer- den sich die aktuellen wirtschaftlichen Einbußen in einem Rückgang des regi- onalen Bruttoinlandsproduktes (BIP) von rund 9 Prozent in diesem Jahr niederschlagen. Treffen wird dies – wie so oft – die besonders verwundbaren Gruppen in der Gesellschaft: Frauen, junge Menschen, sowie Arbeitskräfte im Niedriglohn- und informellen Sek- tor sind akut von Arbeitslosigkeit und Armut bedroht. Zudem haben sich Lateinamerika und die Karibik zu ei- nem Hotspot der Covid-19-Pandemie entwickelt: Nachdem sich das Virus zunächst insbesondere in Europa aus- breitete, sind inzwischen fünf Staaten der Region unter den Top-10 der Län- der mit den weltweit höchsten Fallzah- len. Auch hier sind die Folgen für das Gesundheitssystem verheerend: Die fragmentierten Strukturen sind bereits jetzt komplett überlastet. Zehn Jahre vor Ende der Agenda 2030 der Vereinten Nationen bedrohen die aktuellen Entwicklungen die Fort- schritte, die in den letzten fünf Jahren im Bereich nachhaltige Entwicklung in der Region erreicht wurden. „Der Fahrplan zur Erreichung der 17 Nach- haltigkeitsziele der Agenda 2030 war immer ehrgeizig“, stellt Karla Beteta, Seniorberaterin bei der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE), fest. „Es war von Beginn an klar, dass diese nur in Austausch und Zusammenarbeit von öffentlichem und privaten Sektor erreicht werden können. Die aktuelle Wirtschafts- und Gesundheitskrise er- fordert ein verstärktes Engagement von allen Seiten, insbesondere in den Zu- kunftsbereichen Digitalisierung, Kli- maschutz und Bioökonomie“, betont sie. Neue Schwerpunkte des BMZ im Schutz globaler Güter, aber auch europäische Initiativen wie der eu- ropäische „Grüne Deal“ seien in die- sem Zusammenhang begrüßenswerte Maßnahmen, kommen sie letztendlich doch allen Ländern zugute. Denn auch wenn Wetterextreme, knappe Wasser- reserven und verdorrte Böden zunächst insbesondere die Existenz der Men- schen in Entwicklungs- und Schwellen- ländern bedrohen, hat die Zerstörung der dort vorzufindenden tropischen Regenwälder, der sogenannten „grünen 1 https://www.travel-to-nature.de/la-tigra-rainforest-lodge/ 2 Vgl. ECLAC (2020): No. 5 Special Report COVID-19 – Addressing the growing impact of COVID-19 with a view to reactivation with equality: new projections, Juli 2020. 3 Ebd. 4 Vgl. United Nations (2020): Policy Brief: The Impact of COVID-19 on Latin America and the Caribbean, Juli 2020. 5 Quelle: https://covid19.who.int/ ; Stand: 10.08.2020 Judith Martschin Studentische Mitarbeiterin Agentur für Wirtschaft & Entwicklung, AWE Lunge der Erde“, fatale Auswirkungen für das globale Ökosystem. Vorreiter in Nachhaltigkeit wie das Unternehmen travel-to-nature zeigen, dass sich wirtschaftlicher Erfolg und Achtsamkeit im Umgang mit natürli- chen Ressourcen nicht ausschließen. Lateinamerika bietet dafür die bes- ten Voraussetzungen: Der Kontinent beherbergt nicht nur einen Großteil der globalen Biodiversität. Zusätzlich zieht die Region zahlreiche ausländi- sche Investoren an, die von den vor- teilhaften Standortfaktoren profitieren möchten: Gut ausgebildete Fachkräfte, ein erleichterter Zugang zu Rohstoffen sowie die Nähe zu tiefen Beschaffungs- und Absatzmärkten sind nur einige der Aspekte, die privatwirtschaftliche In- vestitionen attraktiv machen. Und für europäische Unternehmen, die Projek- te und Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern planen, gibt es zusätzlich gute Nachrichten: Neben ei- ner develoPPP.de-Partnerschaft bietet das BMZ weitere vielfältige Förder- und Finanzierungsprogramme, mithilfe de- rer nachhaltige unternehmerische Vor- haben unterstützt werden. Denn ohne den Privatsektor wird langfristige Ent- wicklung auch in Zukunft nicht mög- lich sein. Unternehmen, die sich über BMZ-Programme und Investitions- möglichkeiten informieren möchten, stehen die Regional- und Branchen- experten der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung (AWE) als erste An- laufstelle für niedrigschwellige und vertrauliche Beratung zur Seite. Rainer Stoll empfiehlt Unternehmen, die Be- ratungsangebote der Entwicklungszu- sammenarbeit wahrzunehmen: „Die GIZ in Costa Rica war ein sehr verläss- licher Partner für uns mit außerordent- lich viel Know-how“. La Tigra Rainforest Lodge, © travel-to-nature GmbH 32 Agentur für Wirtschaft & Entwicklung - AWE

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