LAV Magazin 2020

L ateinamerika kämpft mit den Auswirkungen der Corona-Pan- demie, einer weiteren Belastung für die geschwächten Gesundheitssys- teme der Länder. Um der Lage Herr zu werden, sind diese auch auf Unterstüt- zung durch die private Wirtschaft ange- wiesen. Das Engagement der DEG zeigt, wie erfolgreiche Praxisbeispiele ausse- hen können. Mit einiger zeitlicher Verzögerung ge- genüber Europa und Asien breitet sich das Coronavirus seit Mitte März auch in Lateinamerika auf rasante Weise aus. Ende Juli waren bereits über 3,5 Millionen Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert. Zeitgleich weist die Region mit über 150.000 Todesfällen die zweit- höchste Sterblichkeitsrate weltweit aus; eine Abflachung der Infektionskurve ist noch nicht absehbar. Besonders maß- geblich hierbei: Das Virus trifft in La- teinamerika auf eine Region der Welt, deren Gesundheitssysteme für eine Pandemie dieses Ausmaßes nicht gerüs- tet sind. In vielen Gegenden fehlt es an leistungsfähigen Krankenhäusern. Die für die Behandlung von schweren CO- VID-19-Fällen notwendige medizini- sche Ausrüstung bleibt den Metropolen vorbehalten. Kurz: Die Notwendigkeit eines stabilen Gesundheitssektors in den einzelnen Ländern verschafft sich spä- testens jetzt Gehör. Bislang rangieren die Gesundheitsaus- gaben Lateinamerikas auf sehr niedri- gem Niveau: Mit 949 USD pro Person und Jahr beträgt die Zahl gerade mal ein Viertel der Ausgaben der OECD (3.973 USD) und liegt sogar niedriger als im Mittleren Osten und Nordafrika (1.420 USD). Die Gesundheitsaufwendungen des öffentlichen Sektors liegen bei 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), während die OECD im Schnitt 6,6 Prozent des BIP für Gesundheits- leistungen aufwendet. Mit einer starken staatlichen Investitionstätigkeit ist auch für die nächsten Jahre nicht zu rechnen, wenn auch in Ländern wie Mexiko, Bra- silien oder Argentinien zumindest keine Kosteneinschränkungen geplant sind. Privatwirtschaft rückt in den Fokus Zwar ist die Gesundheitsversorgung in der Region in puncto Wasserqualität, Grundversorgung, Infektionsvorbeu- gung oder auch Impfungen deutlich besser geworden, dennoch fehlt es wei- terhin an Kontrollmechanismen gegen beispielsweise Arboviren (wie Dengue, Zika oder Chikungunya). Allein an Dengue starben vergangenes Jahr 1.538 Lateinamerikaner. Zeitgleich nimmt die Zahl der Patienten zu, die an nicht übertragbaren Krankheiten (non-com- municable diseases, NCD) wie Diabetes, Krebs oder Herzkreislauferkrankungen leiden. Der WEF Global Risk Report 2020 benennt dementsprechend die Vorbeugung und Früh-Diagnostik, den verstärkten Zugang zu Gesundheitsleis- tungen sowie den erhöhten Einsatz von medizinischem Personal als wichtige Maßnahmen für die Verbesserung der Infrastruktur. Künstliche Intelligenz so- wie Kooperationen in Forschung und Umsetzung können zur Lösung des Pro- blems beitragen. Der Blick richtet sich hierbei auch auf die Privatwirtschaft. Diese soll die durch die Pandemie finan- ziell geschwächten Staaten in diesem Be- reich unterstützen. Und auf verschiede- nen Ebenen geschieht dies auch bereits: So haben diverse Entwicklungsbanken bereits Investitionsvorhaben im priva- ten Gesundheitssektor finanziert – unter ihnen die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH. Gezieltes Engagement für Entwicklungs- und Schwellenländer Im Rahmen der unternehmerischen Entwicklungszusammenarbeit engagiert sich die DEG für private, insbesondere mittelständische Unternehmen in Ent- wicklungs- und Schwellenländern. Sie stellt Unternehmen langfristiges Kapi- tal in Form von Darlehen, Mezzanin- Finanzierungen und Beteiligungen zur Verfügung und begleitet sie dauerhaft. Die DEG finanziert Investitionen, die nicht nur rentabel, sondern auch ent- wicklungswirksam sind und zum nach- haltigen Wachstum sowie besseren Le- bensbedingungen der Menschen vor Ort beitragen. Als Tochterunternehmen der KfW Bankengruppe begleitet und berät sie gezielt auch deutsche Unternehmen auf ihrem Weg ins Ausland. Praxisbeispiel: Nachhaltige Unterstützung für das mexikanische Gesundheitswesen Um die lateinamerikanischen Länder und ihre Gesundheitssysteme zu unter- stützen, hat sich die DEG beispielswei- se 2018 mit Wachstumskapital in Höhe von 14 Millionen USD an der Grupo Vi- talmex, einem mexikanischen Anbieter von integrierten Gesundheitsdienstleis- tungen, beteiligt. Das Leistungsangebot von Vitalmex umfasst die Bereitstellung und Wartung medizintechnischer Gerä- te, etwa Herz-Lungen-Maschinen sowie Endoskopie- und Laparoskopiegeräte. Darüber hinaus stellt das Unternehmen das erforderliche Personal bereit, das die Geräte installiert, bedient und wartet. Auf diese Weise verfügen die Abnehmer – in erster Linie öffentliche Krankenhäu- ser – über hochwertige Medizintechnik, um Behandlungen kostengünstig durch- zuführen; darunter etwa minimalinva- sive Eingriffe sowie Eingriffe im Herz- Kreislauf-Bereich. Dies führt zu einer deutlichen Verbesserung des Angebots im mexikanischen Gesundheitswesen. Verbesserung der Lebensverhältnisse dank sicherer Arbeitsplätze Vitalmex selbst ermöglicht die Inves- tition der DEG die Schaffung neuer, sicherer Arbeitsplätze. Aktuell beschäf- tigt das Unternehmen 940 Mitarbeiter. Darüber hinaus erwirtschaftet es lokales Einkommen – unter anderem in Form von Löhnen und Gehältern, Der Gesundheitssektor – Lateinamerika (nicht nur) in Zeiten der Pandemie 34 DEG-Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft

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