LAV Magazin 2020

Isabel Thywissen Vice President Corporates Latin America und Gesundheitsexpertin bei der DEG Zinsaufwendungen oder Einkommens- steuer. Ein Aspekt, der nicht nur für die Region bedeutsamer ist denn je: Gemäß eines Berichts der Internationalen Ar- beitsorganisation (ILO) befinden sich circa 140 Millionen Menschen in prekä- ren Arbeitsverhältnissen, das heißt: Fast die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung taucht in den offiziellen Beschäftigungs- statistiken nicht auf. Und die Pandemie hat die Situation weiter verschärft. Außerdem positiv für Vitalmex: Ge- meinsam mit ihrem Co-Investor Aus- tralis Partners Fund L.P., einer auf Lateinamerika spezialisierten Beteili- gungsgesellschaft, stellt die DEG dem Gesundheitsdienstleister nicht nur Wachstumskapital bereit. Beide unter- stützen das Unternehmen auch aktiv bei der Umsetzung von internationalen Umwelt-, Sozial- und Corporate-Gover- nance-Standards. Diese umfassende Un- terstützung von Vitalmex ist beispielhaft für das Ziel der DEG, die medizinische Versorgung in den Partnerländern wei- ter zu verbessern. Hierzu finanziert sie mit Darlehen, Beteiligungen und Be- gleitmaßnahmen u.a. private Kranken- häuser, Unternehmen der Pharmaindus- trie, der Medizintechnik ebenso wie die Distribution von Arzneimitteln – und steht den Unternehmen beratend zur Seite. Unterstützung mit landesspezifischer Expertise Wesentliche Basis all dessen ist das Know-how, das die DEG bereits mit- bringt: Seit Jahrzehnten in Lateiname- rika tätig, kennt sie die politischen, kul- turellen und rechtlichen Gegebenheiten vor Ort genau. Um den unmittelbaren Kontakt zu ermöglichen, ist sie mit drei Außenbüros auf dem Kontinent vertre- ten: in Mexiko-Stadt, in Lima für die Andenstaaten und in São Paulo für die Region Mercosur. Um private Unternehmen bestmöglich in ihrer Entwicklung zu fördern, bietet die DEG neben langfristigen Finan- zierungen auch Förderprogramme an. So können Unternehmen beispielswei- se mit dem Programm develoPPP.de entwicklungspolitisch sinnvolle Maß- nahmen mit finanziellen Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftli- che Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) realisieren. Auch Machbarkeits- studien zur Vorbereitung von Investi- tionen können von der DEG mitfinan- ziert werden sowie Beratungsleistungen bei Themen wie Working Capital oder Verbesserung der Unternehmensorga- nisation. Darüber hinaus offeriert der Entwicklungsfinanzierer seinen Kunden kostenlose Energieeffizienzchecks. Das Programm „Klimapartnerschaften mit der Wirtschaft" des Bundesministeri- ums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) ist für Un- ternehmen interessant, die klimafreund- liche Vorhaben in Entwicklungs- und Schwellenländern planen. Covid-Response-Maßnahmen – Praxisbeispiel Peru Um die mitfinanzierten Unternehmen weltweit umsichtig durch die Krise zu begleiten und die Folgen vor Ort zu mildern, hat die DEG Covid-Response- Maßnahmen entwickelt. So auch in La- teinamerika, etwa in Peru: Das Land ist sehr stark vom Coronavirus betroffen, das Gesundheitssystem entsprechend belastet. Auch viele Ärzte und Pflege- kräfte haben sich infiziert. Sowohl in den Krankenhäusern als auch beim Transport der Patienten mangelt es oft an wirksamen Eindämmungsmaß- nahmen, um der Infektionen Herr zu werden. Bereits 2018 startete mit Unterstützung der DEG aus Mitteln des develoPPP. de-Programms der Aufbau des Kom- petenzzentrums Rettungswesen und Luftrettung in Lima. Ursprünglich zur Behandlung der zahlreichen Schwer- verletzten von Busunglücken gedacht, erfüllt es nun eine wichtige Aufgabe bei der Bekämpfung der Pandemie: Neben hochqualifiziertem Rettungsdienstfach- personal bildet das Kompetenzzentrum auch Multiplikatoren für die Behand- lung von Coronapatienten aus. Diese geben ihre Expertise an bis zu 100.000 Kolleginnen und Kollegen weiter. Mit Unterstützung der DEG konnte die Einrichtung außerdem spezielle Hilfs- angebote schaffen. So hat das Kompe- tenzzentrum beispielsweise Ende Mai 50 Beatmungsgeräte aus Deutschland eingeflogen, um die Zustände in den Krankenhäusern zu verbessern. Spezi- elle Schulungen stellen darüber hinaus sicher, dass die erforderliche Intensiv- behandlung und der Transport von Coronapatienten professionell erfolgen können. Dabei geht es unter anderem um den richtigen Zeitpunkt für die Be- atmung, um drohende Folgeprobleme zu vermeiden; aber auch um den Schutz der Piloten, die sich aus Sorge um ihre eigene Gesundheit oft weigerten, Coro- napatienten zu transportieren. Sie wer- den nun u.a. durch abschirmende Folien vor dem Virus geschützt. So kann auch das Drittel der Peruaner, das in schwer zugänglichen Gebieten lebt, bei Bedarf unter Berücksichtigung notwendiger Standards ausgeflogen werden. All dies kann einen Beitrag leisten, um die Zahl der Neuinfektionen einzudämmen. Fälle wie diese zeigen, dass die Privat- wirtschaft wertvolle Dienste bei der Be- kämpfung der Pandemie und der Ver- besserung des Gesundheitssektors im Generellen leisten kann. Sie zeigen auch, dass die Zielsetzung der DEG, langfristig zur Verbesserung der Lebensbedingun- gen vor Ort beizutragen, Früchte trägt. Hierfür sagte diese im vergangenen Jahr 1,85 Milliarden Euro für unternehmeri- sche Investitionen zu – davon 549 Milli- onen Euro in Lateinamerika. 36 DEG-Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft

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