Ziel: Verwendung unvermeidlicher Energieüberschüsse zur Herstellung von grünem Wasserstoff bei dem Binational betriebenen Staudamm/ Wasserkraftwerk Salto Grande.
Für die Umsetzung sehen die URY Vertreter des Kraftwerkbetreibers von Salto Grande eine Kooperation mit DEU als einem der führenden Treiber in Sachen Grüner Wasserstoff auf technischer und wirtschaftlicher Ebene als erfolgsversprechend an.
Die Einschätzung der deutschen Botschaft vor Ort ist positiv: Die jetzt angedachte Effizienzsteigerung der Anlage mit einem zusätzlichem Aspekt eines weiter gesteigerten Klimaschutzes erscheint durchaus smart: Verschleiß wird vermindert, und potenziell kommt mehr grüner Wasserstoff auf den Markt der Zukunft. Ein näheres Hinsehen von deutscher Seite dürfte sich mithin lohnen.
Weitere im Entstehen begriffene grüne H2-Projekte in URY (darunter auch mit dt. Beteiligung in Tambores/ Dep. Tacuarembo) würden möglicherweise zudem durch steigende Effizienz bei den sich der Produktion anschließenden Transportlösungen zu den Verbraucherländern profitieren.
Informationen
1. Im Einzelnen
Salto Grande
Der Staudamm Salto Grande liegt am Río Uruguay im Departement Salto und ist der größte seiner Art in URY. Der Staudamm und das dazugehörige Wasserkraftwerk wurden ab 1974 erbaut und produzieren seit 1979 durch 14 Kaplan-Turbinen sowjetischer Bauart Elektrizität mit einer installierten Kapazität von 1890 MW. Wie auch der Grenzfluss selbst, wird der Staudamm von ARG und URY durch eine gemeinsame Kommission verwaltet. Der Damm ist der größte einzelne Stromproduzent URYs und ist bei Hochzeiten für etwa 40 % der Stromversorgung in URY verantwortlich. Insgesamt versorgt Salto Grande etwa 17 Mio. Menschen in beiden Ländern mit Strom. Derzeit läuft ein großangelegtes Modernisierungsprojekt. Bei dem Gespräch waren der Vizepräsident Nicolás Irigoyen, Generaldirektor Gabriel Sardi und der Kommissionsdelegierte Daniel Arcieri von der URY Delegation anwesend.
2. Vorhaben der Kommission
Die Kommission des Salto Grande (SG) berichtete, am 28.06.2023 einen Finanzierungszuschlag der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB / BID) in Höhe von 800 Mio USD für die Renovierung des Staudammes und des Kraftwerkes erhalten zu haben. Diese Zusage ist Teil eines insgesamt 1 Mrd. USD umfassenden und auf 15 Jahre ausgelegten Modernisierungsplanes. 2023 beginnt die Teiletappe 2a der Modernisierung, die bis 2028 abgeschlossen werden soll.
Im Rahmen der Modernisierung will die Betreiberkommission das Energieportfolio des Staudammes um die Produktion von grünem Wasserstoff erweitern. Die Idee der Kommission ist es, im laufenden Betrieb unvermeidlich auftretende Energieüberschüsse für die Produktion von grünem Wasserstoff bereitzustellen. Dadurch würde man einerseits kein Potenzial verschwenden, und andererseits die Turbinen und deren Peripherie erheblich entlasten. Das ständig notwendige Regulieren der Wassermenge mittels Klappen und Schaufeln zum Ausgleich der im Sekundentakt variierenden Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen mit den resultierenden Schwankungen im Stromnetz trage ganz erheblich zum Verschleiß der Turbinen bei. Durch die Entlastung ließen sich, so die Überlegung von SG, Wartungskosten deutlich senken und ein Beitrag zum zukünftigen Markt Grüner Wasserstoff erbringen. Man könne hier bis zu 60 MW für die Produktion von grünem Wasserstoff verwenden. Bislang würden des Weiteren auch Batterien zum Puffern der Schwankungen verwendet, was deutlich weniger effizient sei.
Der Umfang des gesamten Vorhabens würde laut einer Studie der SG-Kommission letztendlich bis zu 5.000 Tonnen grünen Wasserstoff im Jahr erzeugen. Als Anwendungsgebiete werden der lokale öffentliche Verkehr sowie die Produktion von e-Fuels, Dünger und Ammoniak genannt. Anknüpfungspunkt bei dieser Produktion ist das Projekt ANCAP-ALUR, in dem der staatliche Treibstoffkonzern ANCAP aus biogenem CO2 e-Fuels herstellen wird. Kostenpunkt des Gesamtvorhabens sind etwa 100 Mio. USD. Um das Vorhaben genauer zu untersuchen, soll in der derzeitigen Etappe 2a ein Pilotprojekt mit einer Kapazität von 2-5 MW und einer Produktion von 100-400 Tonnen Wasserstoff pro Jahr für 4-10 Mio. USD gestartet werden.
Für die Umsetzung dieses Vorhabens sieht die Kommission von Salto Grande DEU als international führenden Akteur und damit vielversprechenden Partner an. Hierbei geht es, so der Wunsch seitens SG, zum einen um technische Kooperation. Die Vertreter von SG erhoffen sich einen Austausch von Expertise und know-how im Bereich der Staudammtechnik wie auch der Produktion von grünem Wasserstoff. In einem weiteren Schritt warben die Vertreter auch für DEU Investitionen in das Vorhaben, um gemeinsam den geplanten Markt für grünen Wasserstoff zu fördern.
Eine Präsentation in spanischer Sprache, die bei der Vorsprache in Papierform übergeben wurde, befindet sich in der Anlage.
Interessenten wenden sich bitte an die deutsche Botschaft in Montevideo, Email: info(at)montevideo.diplo.de.